Dr. Marc Knuff
Als Eröffnungsredner brachte Dr. Marc Knuff, Global Director Retail Consumer Panels & Services von der GfK, dem Publikum mit seinem Vortrag zum Thema «Nachhaltigkeit in Zeiten von hoher Unsicherheit & Inflation» die Auswirkungen der Krisensituation auf das nachhaltige Verhalten der Konsumenten näher. Dabei ging er unter anderem auf den Einfluss der Lebenshaltungskostenkrise ein und untermauerte seine Thesen mit Daten und Zahlen aus aktuellen Studien der GfK.
«Warum reden wir eigentlich in der aktuellen Situation, die durch den Krieg in der Ukraine und insbesondere durch die daraus resultierende Inflation geprägt ist, überhaupt über Nachhaltigkeit?», fragte Knuff die Teilnehmer und erläuterte, dass es gar keine Alternative gibt: «In etwas mehr als sechs Jahren und neun Monaten werden wir so viel CO2 verbraucht haben, dass sich unser Klima um mindestens 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erwärmt.» Laut aktuellen Studien schätzen auch die Konsumenten das Thema Nachhaltigkeit trotz der Pandemie und Inflation als sehr wichtig ein. So sind Klimawandel und Naturverschmutzung immer noch unter den fünf größten Sorgen der Europäer: Drei von vier Verbrauchern denken, dass der Klimawandel ernst genommen werden muss. In Europa planen nur 12 % der Käufer keine nachhaltigen Produkte zu kaufen.
Die Auswirkungen der Krisensituation und Inflation auf das nachhaltige Kaufverhalten 2022 und die nächsten Jahre werden laut Knuff entscheidend für die Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel sein. Dabei spielen besonders die drei Aspekte für ihn eine Rolle: Nachhaltigkeit als ein sehr schnell wachsender FMCG-Trend, die hohe Inflation als Einflussgeber auf den nachhaltigen Einkauf und der wachsende Anteil an nachhaltigen Konsumenten.
Nachhaltigkeit ist die Trend-Kategorie, die in den letzten Jahren am stärksten in Österreich gewachsen ist. Auch der Marktanteil von Bio, als wichtigster Nachhaltigkeitstrend, wächst weiter, jedoch greifen nur Verbraucher zu Bio, die es sich leisten können. Im April 2022 gaben 43 % der europäischen Konsumenten an, dass sie finanziell zu kämpfen haben. 43 % sind besorgt, 18 % haben große Angst um den Arbeitsplatz und 39 % geht es finanziell gut. Die Preis-Komponente tritt 2022 wieder deutlich in den Vordergrund. Nicht nur bei Haushalten mit angespannter finanzieller Situation, sondern auch bei gut situierten Haushalten. «Je stärker Konsumenten betroffen sind, desto stärker rücken die Finanzen in den Vordergrund und der Klimawandel in den Hintergrund.», resümierte Knuff.
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