Prof. Markus Hengstschläger
Wer sich divers und flexibel aufstellt, steigert seine Chance auf Erfolg
Digitalisierung, Big Data oder Predictive Analytics – Entscheidungen für die Zukunft sollten stets auf der bestmöglichen Datenlage beruhen, werden aber oft auch von Intuition mitbestimmt. Sich dabei ausschliesslich nach Durchschnittswerten zu richten, ist keine optimale Lösung. Wie wir uns für eine Zukunft rüsten, die wir nicht kennen.
Auch wenn unsere Profile auf Facebook & Co. oder die durch Künstliche Intelligenz analysierte Einkaufshistorie im Online-Versand scheinbar mehr über uns verraten, als wir selbst von uns zu wissen meinen: «Die Zukunft ist heute wahrscheinlich ähnlich vorhersehbar oder unvorhersehbar wie früher», sagt Professor Markus Hengstschläger, Genetiker und Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität Wien. Wir leben vielleicht heute sogar mehr in einer Daten- und Informationsgesellschaft als vielleicht in einer Wissensgesellschaft.
Weil unvorhersehbare Situationen Menschen eher in Panik versetzen, «versuchen wir das Unvorhersehbare vorhersehbar zu machen», so Hengstschläger. Ein oft dafür verwendeter Ansatz: Das Orientieren an Durchschnittswerten. Doch Vorsicht, wie Hengstschläger an einem plakativen Beispiel zeigt: Wird etwa automatisch bei der Mathe-Vier des Schülers die Leistung des Kindes besser, wenn der Klassendurchschnitt fast bei Note fünf liegt?
Kaufen Kunden nach Bauchgefühl oder nach Fakten?
«Es gibt nicht den Durchschnittsmenschen oder Durchschnittskunden», sagt Hengstschläger. Durchschnittswerte seien oft zu wenig geeignet, um Handlungsoptionen abzuleiten. Dazu kommt: Viele Kaufentscheidungen fällen Menschen oft auch intuitiv quasi nach Bauchgefühl. Wer also Kaufentscheidungen vorhersehbarer machen wolle, müsse sowohl Fakten etwa über das Produkt, als auch psychologische Aspekte für Kundinnen und Kunden miteinbeziehen.
Um zu zeigen, wie zukunftsfähige Strategien funktionieren, stellt Hengstschläger die Zuhörer in eine Turnhalle. Fangt die Bälle, die in Zukunft kommen werden, heisst die Aufgabe – rüstet Euch heute schon für morgen. Wenn man keine Ahnung hat, wo die Bälle früher hergekommen sind beziehungsweise wo sie in Zukunft landen werden, ist Individualität und Flexibilität oft hilfreich.
Mit offenen Augen und Ohren durch die Welt
Erfolgreiche Zukunftsentscheidungen benötigten aber auch fokussierte Strategien, sagt Hengstschläger. «Man braucht eine Mischung aus Flexibilität und Sicherheit.» Je nach Markt und Konkurrenz könne die Gewichtung verschieden liegen, wichtig sei jedoch, sich auch immer wieder individuell und möglichst divers aufzustellen. Um vom Innovation Follower zum Innovation Leader zu werden, müsse man sich schlichtweg mit «offenen Augen und Ohren auf den Weg machen», so Hengstschläger. «Wer nur zu Hause bleibt, findet nicht, was er sucht. Und ebenso wenig das, was er nicht sucht.» Man denke nur an die Entdeckung Amerikas oder der Röntgenstrahlen.
Angst vor der Zukunft? Die gab und wird es wohl immer geben. Für alle wünschenswert sei deshalb «eine ordentliche Portion Mut, sich als erster und einziger an einen neuen Platz zu stellen», so Hengstschlägers Fazit.
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Das starke Wachstum von MARKANT Österreich zeigt, welcher Erfolg durch die Zusammenarbeit von Handels- und Industriepartnern möglich ist. Ihren Weg zum Full-Service-Anbieter im Zahlungs- und Datenverkehr will die Ländergesellschaft konsequent weiterverfolgen. Künftig sollen etwa alle Produktdaten über eine Schnittstelle ausgeliefert werden.
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Der technologische und gesellschaftliche Wandel hat längst begonnen. Höchste Zeit für Handel und Hersteller, sich mit neuen Konzepten zukunftsfähig zu machen, erklärt GfK-Marktforscher Dr. Marc Knuff. Dabei überraschend: Das Potenzial von E-Commerce scheint ausgereizt. Vielmehr könnte der LEH künftig zur Distributionsstätte für Nutrigenomik-Produkte werden.