Michel Rahm
Nach dem Blick nach innen, folgte die Sicht auf das gesamte Feld: Der erste Referent der Veranstaltung, Michel Rahm, GfK Client Business Partner und Spezialist für FMCG-Trends, Entwicklungen und den Handel in der Schweiz, wurde scherzhaft von Frau Lager als Klimaforscher vorgestellt – denn er erforscht das Konsumklima – und bot in seinem Vortrag «Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Detailhandel» einen spannenden Marktüberblick über den gesamten inländischen Detailhandel.
Als wirtschaftliche Eckdaten der Schweiz nannte er zu Beginn unter anderem die Zunahme des Detailhandels auf 102.3 Mrd. CHF, was einem Plus von 3.2 Prozent entspricht (Provisorisches Jahresergebnis hochgerechnet auf Vorjahresbasis mit BfS) sowie die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 0.3 Prozent (Q2/2022). Doch die grosse Frage, die alle beschäftigt, ist: Für was geben wir unser Geld aus? Die Antwort liegt laut Rahm auf der Hand: Wohnen, Energie, Verkehr und Nahrung machen bereits über 50 Prozent aus.
Auch der Onlinehandel ist 2020 um 32,5 Prozent aussergewöhnlich gut gewachsen und das Wachstum setzte sich 2021 mit immer noch sehr guten 11,8 Prozent (Inland-Einkäufe auf .ch-Domains) fort. Neben Online ist auch der Discounter weiterhin auf Erfolgskurs: Die Sortimentsentwicklung zeigt, es wird stark investiert und man versucht, den Konsumenten direkt abzuholen. Der Online-Handelsumsatz in der Schweiz betrug für 2021 stolze 14.4 Mrd. CHF und die Entwicklung des Marktvolumens zeigt, dass Auslandseinkauf stagniert. Generell wird auch darauf geachtet, die Produktion wieder in das Inland zu verlagern, um das Schweizer Qualitätsversprechen zu nutzen.
Im ersten Quartal 2022 war erstmals ein rückläufiger Online-Umsatz zu erkennen: «Der Konsument macht sich Sorgen, er sucht nach Lebensfreude, Geborgenheit, Inszenierung und Nachhaltigkeit. Corona verschiebt die Wertedimensionen langfristig.», erklärt Rahm. Marken wachsen durch eine klare Werte-Orientierung und der Trend zu bewussterem Leben und Konsumieren wird dabei zum klaren Erfolgsfaktor. Damit steht die Konsumgüterbranche vor komplett neuen Herausforderungen als vor einem Jahr: Weniger dafür aber hochwertigere Artikel werden gekauft, Qualität und Experience zählen.
Dabei spielt auch das Öko-Gewissen eine Rolle, denn der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit wird immer grösser. 59 % der Konsumenten weltweit fordern, dass sich Marken und Unternehmen umweltverantwortlich verhalten. Die Chance für Marken besteht hierbei darin, umweltfreundliche Produkte herzustellen, die zum Lebensstil der Menschen passen. Doch auch der Handel wird in die Pflicht genommen betonte Rahm.
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